Zum Fahrplanwechsel 2021/22 wurden im Hamburger Verkehrsverbund (hvv) die letzten SchnellBus-Linien in zuschlagsfreie Buslinien umgewandelt. Für uns ein Anlass hier im VHH-Blog zurückzublicken auf die lange Geschichte des SchnellBus im hvv und bei der Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein GmbH (VHH).


 

Wagen 234, Baujahr 1959 steht als Schnellbus der Linie 1 abfahrtsbereit am Hamburger ZOB. Foto: Hans-Ludolph Schleier | Sammlung VHH-Archiv

Wagen 234, Baujahr 1959 steht als Schnellbus der Linie 1 abfahrtsbereit am Hamburger ZOB. Foto: Hans-Ludolph Schleier | Sammlung VHH-Archiv

 

Schon seit den 1950er Jahren im Schnellbus unterwegs

Mit dem Fahrplanwechsel 2021/22 endet nun die jahrzehntelange Epoche der zuschlagspflichtigen SchnellBusse im hvv. Auch die VHH bzw. ihre Vorgängergesellschaft, die Bergedorf-Geesthachter Eisenbahn AG, verbindet mit dem Schnellbus eine lage Geschichte. Hier tauchte der Begriff erstmals im Jahr 1952/53 auf. Mit „Schnellbus“ wurden damals einzelne Fahrten der Buslinie 1 bezeichnet, die von Lauenburg zum Hamburg ZOB fuhren. Diese ersten Schnellbusfahrten waren noch zuschlagfrei und eher mit dem heutigen hvv XpressBus-System vergleichbar. Als 1956 die Hamburger Hochbahn AG ihr „Schnellbus-System“ einführte, welches auch zuschlagpflichtig war, wandelte die VHH ihre Schnellbus-Fahrten in sogenannte „rote Punkt-Fahrten“ um.

Erst ab 1960 führte auch die VHH einen „richtigen“ Schnellbus ein. Auf der Linie 1 waren die Schnellbusse auf der Route Hamburg ZOB-Lauenburg rund 30 Minuten schneller als die Standardfahrten bzw. 10 Minuten schneller als die „rote Punkt-Fahrten“. Erstmals wurde bei diesen Fahrten auch ein besonderer Tarif erhoben. Zeitkarten und Ermäßigungen wurden auf diesem Schnellbus nicht anerkannt. Die auf der Strecke eingesetzten Fahrzeuge unterschieden sich durch den fehlenden Kinderwagenplatz und die komfortablere Ausstattung.

 

Das Schnellbus-Symbol und die Farbe Rosa waren wesentliche Gestaltungselemente des Schnellbusses

Das Schnellbus-Symbol und die Farbe Rosa waren wesentliche Gestaltungselemente des Schnellbusses und wurden erstmals bei der Hochbahn angewendet. In den 1960er Jahren wirkte das sehr modern, galten Pastelltöne zu dieser Zeit doch als chic. Außerdem hob es sich vom einheitlichen Rot aller restlichen Oberflächen-Verkehrsmittel ab. Ab 1968 gab es dann auch bei der VHH erstmals rosa Busse, etwa den Wagen 6805, einen Büssing Präfekt 14.

 

Der Schnellbus im hvv

Mit der Gründung des Hamburger Verkehrsverbundes (hvv) und der Inbetriebnahme der U-Bahn nach Billstedt wurden die direkten Busverbindungen aus Lauenburg und Geesthacht in die Hamburger Innenstadt weitestgehend eingestellt. Statt parallel zu den Schnellbahnen zu fahren, wurde der VHH-Busverkehr nun auf die Schnellbahn-Haltestellen Bergedorf und Billstedt ausgerichtet. Übrig blieben die zuschlagpflichtigen Fahrten des VHH-SchnellBusses, die von nun an als Linie 21 bezeichnet und in den hvv Tarif integriert wurden.

1970 hieß die Endhaltestelle der Linie 21 noch „Lauenburg, Post“, 1973 wurde die Linie in Hamburg bis zum Rathausmarkt verlängert. 1977 wurde der neu erbaute ZOB in Lauenburg zur Endstation und in Hamburg wurde die Strecke im Jahr 1981 um ein Stück bis Rödingsmarkt verlängert. 1983 brachte der hvv etwas Ordnung in sein SchnellBus-Netz und aus der SchnellBus-Linie 21 wurde die 31.

 

Das hvv Schnellbusnetz 1977

So dicht präsentierte sich das hvv SchnellBus-Netz im Winterfahrplan 1976/77.

 

Von Rosa zu Schwarz-Rot

Im Jahr 1999 hatte die VHH ihre Schnellbus-Flotte grundlegend modernisiert. Die neuen SchnellBusse waren schwarz-rot lackiert und erstmals gab es auf der Linie 31 Niederflurtechnik und Klimaanlagen. Allerdings waren noch nicht alle SchnellBusse barrierefrei, sondern nur ausgewiesene Fahrten.

2003 gab es dann sogar einen Doppeldecker-Bus auf der Linie 31. Bei den Fahrgästen war das Oberdeck vorn im Wagen immer sehr beliebt. Im VHH-InfoShop in Bergedorf konnte man den Doppeldecker sogar als Siku-Modell kaufen. Die VHH-Mitarbeitenden waren sehr stolz auf diesen Bus. Allerdings bewährte er sich auf der SchnellBus-Linie nicht und kam stattdessen als Flughafenbus Hamburg-Lübeck zum Einsatz.

Ebenfalls seit 2003 gab es einen kostenlosen Leseservice auf der Linie 31. Jeden Morgen lagen druckfrische Exemplare der Lauenburgischen Landeszeitung in den Schnellbussen aus. Das kostenlose Lesevergnügen war eine Kooperation zwischen VHH und BZ und hatte immerhin bis 2020 Bestand.

2005 sollte die SchnellBus-Linie 31 in die EilBus-Linie E38 umgewandelt werden und auf dem Abschnitt Innenstadt-Bergedorf eingestellt werden. Viele Fahrgäste protestierten, das Medien-Echo war enorm, Unterschriften wurden für den Erhalt gesammelt – am Ende mit Erfolg. Die Linie 31 blieb. Im Jahr 2007 wurde der SchnellBus dann endlich kompett barrierefrei. Mit dem Aufkommen eines neuen Bustyps „Low Entry“ konnten die letzten Hochflurbusse abgelöst werden. Im vorderen Teil von der ersten bis zur Mitteltür sind diese Busse komplett stufenlos, der hintere Bereich ist über zwei Stufen zu erreichen.

 

VHH-Doppeldecker Schnellbus

Der Doppeldecker 0331 blieb ein Einzelstück. Bei den Fahrgästen sehr beliebt, konnte er seine Stärken auf dem SchnellBus nicht voll ausspielen. Trotzdem schaffte er es bei der VHH zum Kilometer-Millionär zu werden. Er fuhr viele Jahre als Flughafenbus von Hamburg nach Lübeck, Foto: VHH

 

Schnellbus: Wir sagen Tschüss

Am Sonntag, 12. Dezember 2021 um 00.08 Uhr fuhr planmäßig der letzte „31er“ aus der Innenstadt den ZOB in Lauenburg an. Damit endete die jahrzehntelange Epoche der zuschlagspflichtigen SchnellBusse im hvv. Für Fahrgäste hat diese Änderung durchaus Vorteile. Für sie wird die Fahrt aus und in die Innenstadt preiswerter. Aus der SchnellBus-Linie 31 wird die neue ExpressBus-Linie X80. Das Fahrplanangebot bleibt unverändert, kostet aber keinen Zuschlag mehr. Die einzige Neuerung: Im Innenstadtbereich fährt die Linie X80 nicht durch die Mönckebergstraße, sondern parallel durch die Steinstraße.

Übrigens: Die Linie 31 ist nicht die einzige Schnellbus-Linie der VHH gewesen. Bis vor einigen Jahren gab es in Blankenese die Linien 48 und 49, die durch das Blankeneser Treppenviertel fuhren. Tariflich wurden auch sie als SchnellBus betrachtet, obwohl Strecke und Fahrzeuge ganz anders konzipiert waren als auf der Linie 31.

 


Titelbild: Wagen 7551, Baujahr 1975 als rosa Schnellbus auf Linie 21 am Rathausmarkt, auf dem damals noch die Straßenbahn ihre Runden drehten. Foto: Hans-Ludolph Schleier | Sammlung VHH-Archiv

 

Mehr Historisches zur VHH

⇒ Das Fahrplanbuch im Wandel der Jahrzehnte

⇒ Die SchnellBus-Linien 48 und 49 sind Geschichte