Vor zehn Jahren startete vhh.mobility (Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein) Hamburgs ersten elektrischen Linienbus. Damit testete Deutschlands drittgrößte kommunale Busbetreiberin frühzeitig Elektromobilität. Was als Experiment begann, ist heute ein ausgefeiltes System: 2024 fährt jeder vierte Bus von vhh.mobility elektrisch und nutzt einen von vier elektrifizierten Betriebshöfen. Bis in die 2030er Jahre sollen Flotte und Infrastruktur vollständig dekarbonisiert sein. Dieser Wechsel bringt Herausforderungen und eine steile Lernkurve mit sich.

 

Olaf Scholz weihte ersten vhh.mobility Elektrobus ein

Am 18. Oktober 2014 fuhr der erste E-Bus im Hamburger Linienbetrieb. Das Fahrzeug des Herstellers Rampini bewältigte in 18 Minuten die Strecke der Linie 48 im Blankeneser Treppenviertel problemlos. Olaf Scholz, damals Hamburgs Erster Bürgermeister, nannte die Inbetriebnahme ein wichtiges Signal für die Industrie. Der Senat hatte angekündigt, dass für Hamburg ab 2020 nur noch emissionsfreie Fahrzeuge angeschafft werden sollten.

Dem Start gingen viele Testfahrten voraus. Die 5,2 Kilometer lange Strecke in Blankenese war wegen ihrer Steigung von 16 Prozent eine Herausforderung. Sven Plake, heute Netzplaner bei vhh.mobility, erinnert sich: „Nach der ersten Testfahrt wurde die Software nachjustiert, danach bewältigte das Fahrzeug problemlos jede Steigung.“ Das größte Problem war die fehlende Ladeinfrastruktur. Die Lösung: Der Bus wurde nachts am Betriebshof Schenefeld geladen und tagsüber am Bahnhof Blankenese nachgeladen.

 

Die E-Bus-Flotte von vhh.mobility wächst

Heute sind 183 von rund 750 Bussen bei vhh.mobility emissionsfrei. Bis Ende 2024 wird die Zahl auf 278 E-Busse anwachsen. Lorenz Kasch, Geschäftsführer von vhh.mobility, betont dazu: „Es handelt sich um die richtige Technologie, die Metropolregion Hamburg wird massiv von der Umstellung profitieren.“ Der Betrieb mit E-Bussen bei vhh.mobility reduziert Lärm, Gestank, Feinstaub und CO2-Ausstoß um über 8.000 Tonnen jährlich bei einer Busflotte der aktuellen Größe.

Die Inbetriebnahme der Busse allein reicht aber nicht aus. Auch die Errichtung einer auf E-Mobilität ausgerichteten Infrastruktur wird von vhh.mobility vorangetrieben, von E-Bus-Werkstätten bis hin zur notwendigen Ladeinfrastruktur. „Wir setzen heute auf Depot-Ladung. Weil es die Reichweiten der modernen Batterien ermöglichen und eine Bündelung der zentralen Infrastruktur auf den Betriebshöfen Sinn macht“, erklärt Kasch. Vier von 17 vhh.mobility Betriebshöfen sind aktuell schon elektrifiziert: Bergedorf, Schenefeld, Billbrook und Norderstedt. Bis Ende 2025 wird das Unternehmen über mehr als 300 Ladepunkte verfügen.

 

vhh.mobility schafft neue Arbeitsplätze

Auf dem Weg zu einem e-mobilen Unternehmen schafft vhh.mobility auch zahlreiche neue Arbeitsplätze für Fachpersonal. Eines der neuen Talente ist Sonya Herrmann, Programmmanagerin E-Mobilität. Sie koordiniert die Elektrifizierung im Unternehmen und die Zusammenarbeit mit externen Partnern. „Die Elektrifizierung im ÖPNV ist zukunftsweisend“, sagt Herrmann. Sie betont, dass viele Bereiche hier zusammenarbeiten müssen, zum Beispiel funktioniert Elektrifizierung nicht ohne eine leistungsstarke IT. „Intern sind bei vhh.mobilty zudem die Bereiche Digitalisierung, Leitstelle und Werkstatt involviert, extern stehen wir eng im Kontakt mit den Fahrzeugherstellern, damit auch die Zugriffs- und Analysemöglichkeiten der Batterie- und Fahrzeugdaten mit dem Hochlauf wachsen.“

 

vhh.mobility als Treiberin der Mobilitätswende

All dieses Know-how fließt in das Leuchtturmprojekt von vhh.mobility ein: Ein klimafreundlicher Gewerbehof auf dem stillgelegten Klärwerk Stellinger Moor in Altona. „Wir bei vhh.mobility verstehen uns als Treiberin der Mobilitätswende in Hamburg“, so Kasch. Eine erfolgreiche Transformation ist aber nur im Schulterschluss mit allen Partnern möglich. „E-Mobilität braucht Platz und Planungszeit. Gemeinsam mit Städten und Kreisen müssen wir geeignete Liegenschaften identifizieren. Wir freuen uns über die gute Zusammenarbeit und die Förderung durch die Politik. Für die Zukunft brauchen wir einen Investitionsrahmen, der den Flottenhochlauf und die Transformation vereinbar und planbar macht“, so der vhh.mobility Geschäftsführer weiter.

Plake, Kasch und Herrmann sind sich einig: Zehn Jahre nach der ersten elektrischen „Bergziege“ bietet vhh.mobility maßgeschneiderte E-Mobilitätslösungen an. „2040 wird sich niemand mehr konventionell betriebene Fahrzeuge zurückwünschen“, so Kasch. „Effizienz, Klimaverträglichkeit, Gesundheit, Lebensqualität, Reise-Komfort: Die Vorteile der E-Mobilität überwiegen haushoch.“

 

Dieser Artikel ist eine gekürzte Version des Originaltextes mit dem Titel „Vom ersten E-Bus Hamburgs
zum emissionsfreien Nahverkehrsunternehmen“ aus der Fachzeitschrift Nahverkehrs-praxis (Ausgabe 5-2024, S. 48-50).