In den vergangenen Wochen haben uns viele Fragen zu baustellenbedingten Umleitungen erreicht. Wir haben unseren Verkehrsmeister Marcel Wulkow gefragt: Wie wird eigentlich eine Umleitung geplant und umgesetzt? Wulkow ist Teamleiter der Verkehrsmeister bei vhh.mobility. Mit seinem Team ist er täglich auf den Straßen der Metropolregion unterwegs, zum Beispiel um Sonderverkehre wie bei der Fußball EM zu organisieren oder auch Kolleg*innen bei Pannen und Unfällen zu unterstützen.

 

Was ist die Rolle von vhh.mobility, wenn Baustellen bzw. Baumaßnahmen geplant werden?

Marcel Wulkow: Die Planung und Durchführung von Baumaßnahmen obliegt nicht uns als Nahverkehrsunternehmen. In der Regel werden wir durch die federführende Behörde über eine Baumaßnahme informiert, z.B. den Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG) oder den Kreis. Es kommt auch vor, dass die Baufirma direkt auf uns zukommt um zu klären, welche Umleitung möglich ist.

 

Wie ist der Prozess, wenn die Information zu einer anstehenden Baumaßnahme erfolgt ist?

MW: Wir prüfen die Gegebenheiten vor Ort. Unsere favorisierte Lösung ist in der Regel, den ÖPNV durch das Baufeld zu führen. Das ermöglicht uns, die Auswirkungen auf den Fahrplan und unsere Fahrgäste so gering wie möglich zu halten. Wenn das nicht möglich ist, wird die Umleitung weitläufiger. Das hat dann Auswirkungen auf die Fahrtzeit und die Entfernung von Ersatzhaltestellen zur gewohnten Haltestelle. Wir sind hier in enger Abstimmung mit der Polizei und den Kolleg*innen aus der Betriebsplanung. Ist eine sehr weitläufige Umleitung nicht zu vermeiden, prüfen wir, ob die Buslinie zu anderen Verkehrsmitteln wie U- und S-Bahn umgeleitet werden kann. Alternativ prüfen wir die Einrichtung von Sonderverkehren, damit der Fahrgast sein Ziel schnellstmöglich erreicht. Letztlich dürfen die Auswirkungen auf den Fahrplan nicht zu groß werden, sonst können Anschlüsse nicht mehr gewährleistet werden.

 

Was gilt es bei der Einrichtung von Ersatzhaltestellen zu beachten?

MW: Hier müssen wir mit den Gegebenheiten vor Ort umgehen. Im städtischen Bereich lässt sich eine Umleitung häufig über eine Parallelstraße führen und somit die Auswirkung geringhalten. Im ländlichen Raum kann es vorkommen, dass die einzige Durchgangsstraße blockiert ist. Dann kann für einige unserer Fahrgäste der Weg zur nächsten Haltstelle weiter werden. Das ist häufig ärgerlich, da im ländlichen Raum der Bus meist die einzige Alternative zum Auto darstellt. Leider ist eine weiträumigere Umleitung aufgrund von mangelnden Alternativen manchmal die einzige Lösung.

 

Wie werden die Fahrgäste informiert?

MW: In jedem Fall weisen wir durch Beschilderungen an der Haltestelle auf die Umleitung hin. Wir informieren unsere Fahrgäste auch über die Monitore in den Bussen und die digitale Fahrplanauskunft.

 

Wer entscheidet über die Variante, die zur Umsetzung kommt?

MW: Wir sprechen eine Empfehlung aus. Die federführende Behörde trifft dann die letztendliche Entscheidung. Ob die dann vorgegebene Umleitung auch genau so gefahren werden kann, entscheiden letztlich dann wir.

 

Wie viel Vorlauf wird für die Planung und Einrichtung einer Umleitung benötigt?

MW: Wir wünschen uns mehrere Wochen Vorlauf. So haben wir die Möglichkeit, die bestmögliche Variante zu erarbeiten und auch die Fahrgäste weit im Vorfeld zu informieren. Die Realität sieht leider häufig anders aus. Meist haben wir nur eine Woche Vorlauf. Das ist wenig Zeit, um die Umleitung zu planen, die Betriebsplanung zu informieren, Umleitungsstrecken einzurichten (Halteverbote, kleine bauliche Veränderungen, damit der Bus durchkommt usw.), um unsere Fahrer*innen zu informieren, die Umleitung zu veröffentlichen, unsere Fahrgäste über die Busmonitore zu informieren und eine Information an den Haltestellen anzubringen.

Vielen Dank für die Einblicke!